Freitag, 9. November 2012

„Meine eit im schmucen amerun ist große lasse“


„Meine eit im schmucen amerun ist große lasse“
--> Ein kleines Beispiel meiner momentanen Schreibversuche hier drüben. Denn dank nettem Insektenbesuch, allgemeiner Altersschwäche und der einen oder anderen Tollpatschigkeit meinerseits, gönnen sich nach und nach diverse Tasten meines treuen Laptops den Ruhestand.
Da sich jeder Wiederbelebungsversuch als eher nutzlos erwiesen und sich das eine oder andere dazwischen gedrängelt hat, musste mein Blog in letzter Zeit wohl ein paar Abstriche im Bereich Gegenwartsnähe machen. Aber das wird nu flott nachgeholt (Vielen Dank, liebe Birte, an dieser Stelle, für deinen voll funktionstüchtigen Schreibapperat ).
Hm, ich fang‘ einfach mal an mit dem, was sich nur bedingt verändert hat. Meiner Arbeit. Noch immer arbeite ich in einem Labor, noch immer registriere ich viele Namen und vergebe Behälter für die gewünschten Körperflüssigkeiten, noch immer habe ich prachtvolle Kollegen und noch immer verknotet sich meine Zunge ab und zu gescheit beim munteren Namensbrüllen über den Krankenhausflur. Es lebe die Whiteman-Tounge!:)
Inzwischen  schleichen sich aber dann doch noch ein paar andere Tätigkeiten in mein Aufgabenfeld. Ich darf mich zum Beispiel intensiv mit Stuhl- und Urinproben auseinandersetzen und Vaginalabstriche oder auch den einen oder anderen ‚Prick‘ machen (man nehme eine Nadel, überwinde die Hemmschwelle diese jemandem irgendwo reinzustecken und tue genau dies- ich befürchte, ich gehöre nicht zu den entspanntesten Lernenden in den Laborwelten.)
Nichtsdestotrotz bin ich dankbar, dass ich bereits so deftig viele Erfahrungen und Eindrücke sammeln durfte.
Auch außerhalb der regulären Arbeit hat sich einiges getan. Birte und ich durften uns dem YONEFOH-Programm (Youth Network for Health) anschließen und mit den dazugehörigen Bagaluten in die ‚fields‘ gehen.
Das YONEFOH- Programm beschäftigt sich primär mit Health-Education. Dazu gehören sowohl Workshops zu verschiedenen Bereichen dieses Themenfeldes, als auch das HIV-Counseling an Schulen. Was genau das bedeutet, wurde uns an einem Seminartag nahe gebracht. Im Grunde genommen gibt das Programm Schülern die Möglichkeit einen freiwilligen (!) HIV-Test zu machen. Im Pre-Counseling, einem einleitenden Vortrag, in dem alle grundsätzlichen Informationen über den HI-Virus und AIDS wiederholt werden, wird unterstrichen, wie wichtig es ist seinen HIV-Status zu wissen, um sich selbst und auch andere zu schützen. Danach wird ihnen die Möglichkeit gegeben ein Formular auszufüllen, das ihnen sowohl den HIV-Test ermöglicht und ihnen außerdem die Mitgliedschaft im ‚Abstinenzklub‘ des Programms beschert. Denn da es ein faith-based Programm ist, wird in erster Linie die Abstinenz ‚gepredigt‘.
Und da kommen wir ins Spiel.
Nachdem gescheit viele registrierte Schüler durch das mobile Lab (bestehend aus zwei Labtechnikern, ein bis zwei Tischen, Nadeln, Tupfer und den Schnelltestern) geschleusst wurden, um ihren Test zu machen, liegt es an uns, den 6-7 Counselorn, ihnen das Ergebnis mitzuteilen.
Da die meisten, Gott sei Dank, negativ sind, dürfen wir im Schnellverfahren (denn draussen warteten jedesmal bummelig 50 andere Schüler auf ihr Ergebnis- pro Counselor) die Vorzüge der Abstinenz darlegen und jeden einzelnen ermutigen auch weiterhin Sex-befreit in Richtung Ehe zu schweben.
Für mich hat sich in diesen Tagen ordentlich bemerkbar gemacht, wie wenig ich über die kamerunische Jugend weiss. Denn würde ich dieses Spektakel auf eine Schule in Deutschland projezieren, in der man 13-26 jährigen Schülern absolute Abstinenz nahelegt, dann würde ich mir die Erfolgschancen nicht sonderlich hoch ausrechnen. Hier aber ist das Ganze als Kulturfremde nicht ganz so leicht zu durchschauen und in mir raufen sich meine westlich geprägte Sympathie für ‚safer sex‘ dank Kondom und dem Gefühl, nicht einfach in die vorliegenden Strukturen und Vorgehensweisen reinpfuschen zu dürfen.
Mal sehen, wie sich das bei unserer nächsten Tour weiter entwickelt. Ich denke, ich werde auch weiterhin einstreuen, dass, sollte das mit der Abstinenz nicht so klappen, ein Kondom eine prima Alternative ist, um sich und den Partner zu schützen.
Darüber hinaus hatten wir aber eine wirklich prachtvolle Zeit mit den Menschen, die mit uns unterwegs waren. Während wir uns in den abgelegensten Winkeln der North-West Region tummelten, durften wir mehr als unterhaltsame Gesellschaft genießen und außerdem die Vorzüge von Straßen ohne meterbreite Löcher und wahrlichen Schlammrutschbahnen zu schätzen lernen- das schlicht und einfach deswegen, weil sie absolut nirgends zu finden waren.
So haben wir für bummelig 30 km geradezu spektakuläre 3 Stunden gebraucht, in denen wir die verschiedensten Varianten entdecken durften, einen fahrbaren Untersatz aus recht penetrantem Schlamm zu bugsieren (ziehen, drücken, hochheben…).
Ich bin mir ziemlich sicher in dieser Zeit die wohl wunderschönsten und klischeebehaftetesten Bilder und Ereignisse Afrikas in meinem Kopf gesammelt zu haben. Buckelige Straßen, umgeben von palmenähnlichem Gewächs und Gräsern, blauer Himmel- Natur pur und überall Menschen, die sich gegenseitig aus dem Dreck ziehen. 
Liebe Leute, schon allein dafür lohnt sich Kamerun.:)
Ein weiteres Highlight der letzten Monate war ein Besuch in Douala. Dort sahen wir alle lieben Mit-EED’ler wieder, genossen ein mehr als entspanntes Beisammensein und celebrierten nachträglich den Tag der deutschen Einheit in der Seemannsmission- mit viel schmackhaften Essen, kamerunischer Blasmusik und diversen Botschaftern. Außerdem machten wir einen Abstecher nach Buea, einem schönen Fleckchen Erde mit wunderbarem Pausefaktor, nach der doch recht wuseligen Hafenstadt Douala.
Auch das erste Zwischenseminar haben wir gerade hinter uns gebracht. Dazu sind alle Freiwilligen des EED’s und einiger anderer Organisationen, sowie diverse kamerunische Jugendliche nach Bamenda gekommen, um über die kamerunische und deutsche Jugend zu fachsimpeln und sich auszutauschen. Ein ziemlich spannendes Erlebnis, denn prompt machten sich die ersten kulturellen Unterschiede bemerkbar. Wie zum Beispiel das eher kollektiv geprägte Denken der Kameruner und das etwas mehr auf Individualität ausgelegte Handeln der Deutschen.
Dementsprechend lehrreich gestaltete sich das Seminarwochenende.

Alles in allem kann ich nicht meckern hier drüben, hoffe bei euch ist alles im Lot und wünsche euch ein wundervolles Wochenende.
Moin Moin!




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